Am 8. Mai um 5 Uhr UTC ereignete sich ein X1.0 Flare zentral auf der Sonne, schnell war klar es gab ein Full-Halo (= erdgerichtet) CME (= Coronal Mass Ejection). Aber es kam noch besser, denn am 9. Mai ereigneten sich weitere Flares, sodass am Ende 3 CMEs in Richtung Erde unterwegs waren. Das ist durchaus kritisch, weil sich CMEs mit unterschiedlicher Geschwindigkeit auch gegenseitig auslöschen können. Am 10. Mai um 16:45 Uhr UTC (= 18:45 MESZ) traf die erste Schockwelle aber die Erdatmosphäre. Damit war es relativ sicher, es wird in dieser Nacht helles Polarlicht geben können. Um 22 Uhr MESZ gab es einen ersten starken Substurm, binnen Minuten war der Nordhorizont von Ost nach West mit rotem Polarlicht erleuchtet. Die roten Flächen waren deutlich visuell wahrnehmbar, auch direkt unter Straßenlaternen. Bis etwa 22:30 war das rote Polarlicht sehr aktiv und reichte im Westen bis über den Mond hinaus. Der geomagnetische Sturm wurde in der höchste Stufe eingestuft, G5. Der Kp-Index lag über mehrere Stunden bei 9, der Bz-Wert teilweise bei -50nT.

Der grüne Polarlichtbogen wurden mit zunehmender Dunkelheit sichtbar und erhellte den Nordhimmel. Er stieg immer höher und höher, erreichte schließlich das Sternbild Kassiopeia und zeigte dann deutliche Strukturen. Auch die Bewegungen waren visuell erkennbar. Um Mitternacht erreichte ein zweiter Substurm die Erdatmosphäre. Das grüne Band wurde in Südrichtung über den Zenit hinaus gedrückt. Von Ost nach West bewegten sich sehr helle Beamer, deren Spitzen sich im Zenit zu berühren schienen. Einmal quer über den Himmel folgte eines der atemberaubendsten Naturspektakel, das ich jemals in unseren Breiten gesehen habe. Mit meinem 20mm Objektiv am Vollformat kam ich an die Grenzen des Machbaren, ich konnte immer nur einen Teil dieser fantastischen Lichtshow festhalten. Ziemlich direkt in Nordrichtung entwickelte sich ab 0:45 Uhr eine gigantische, violette Lichtsäule die bis in den Süden reichte und einige Minuten hell am Himmel stand.

Danach ebbte die Aktivität langsam ab, im Westen und Norden tanzten noch einige Minuten lang violette Beamer über dem sich zurückziehenden grünen Polarlichtbogen. Gegen 1:30 Uhr packte ich meine Sachen zusammen und fuhr nach Hause. Eine weitere Aktivitätsphase um 3 Uhr verpasste ich so, das Polarlicht war wohl bis in die Morgendämmerung zu sehen. Ich habe alle Bilder zu einem kleinen Video mit Zeitraffern zusammen gefügt, ihr könnt es euch bei YouTube anschauen oder ganz unten in diesem Beitrag.

Technische Daten

  • Sony Alpha 7 Mark III mit Tamron 20mm f2.8
  • Stativ, keine aktive Nachführung
  • Aufgenommen am 10.05.2024 um 22:20 bis 11.05.2024 um 01:30
  • Blende 2.8 bis 3.6
  • ISO 800 bis 2.000
  • Belichtung zwischen 8 und 13s